Wormser Zeitung 30.06.10

 

"Neue Bauplätze umstritten" 

Von Susanne Müller

 

STADTRAT Aufstellungsbeschluss für Weinsheimer Gebiet „Am See“ soll heute gefasst werden

Heute ist es soweit. Im Stadtrat steht die Aufstellung des Bebauungsplanentwurfs „WEI 7 Am See“ auf der Tagesordnung. Seit Jahren gibt es darum Streit; was vom Ortsbeirat schon 2008 und inzwischen auch mehrheitlich im Bauausschuss beschlossen wurde, soll nun auch den Stadtrat passieren.

Mobil gemacht gegen neue Bauplätze in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer schon seit 40 Jahren bestehenden, idyllisch am See gelegenen Bebauung haben Anwohner der Eigentümergemeinschaft „Am See“, deren Sprecher Bodo Ernst vor allem Natur- und Lärmschutzgründe ins Feld führt. Das neue Baugebiet, in dem sich geschützte Arten wie etwa die Zauneidechse tummeln, liegt nahe der Bahnlinie. Die Fraktion Bündnis 90 /Grüne hat sich auf die Seite der Anwohner geschlagen, auch sie ist der Ansicht, dass die zur Disposition stehende Fläche ein schützenswertes Biotop sei.

Nun hat sich im Vorfeld der heutigen Sitzung ein weiterer Anwohner, Kilian Otmar Keil, zu Wort gemeldet. Er hat an Oberbürgermeister Michael Kissel einen offen Brief zum Thema geschrieben, den er auch er auch an Dr. Michael Zahn richtete, der als Investor das Gelände erschließen will.

Er wirft beiden vor, dass „wichtige Fakten“ nicht berücksichtigt worden seien, die gegen das Vorhaben sprechen. „Leider scheint Ihnen entgangen zu sein, dass Sie hier versuchen, ein Projekt durchzuführen, welches die Allgemeinheit nicht will.“ Keil unterstellt, dass „ein großer Teil der Betroffenen des schnöden Mammons wegen in ihrer Meinung einfach ignoriert wird“. Gewinnmaximierung sei aber nicht alles, so der Anwohner, die Natur funktioniere nicht nach marktwirtschaftlichen Gesetzen „und sie wird dies auch nie tun“. Es sei an der Zeit umzudenken und „Sie können diese Zeitenwende in Worms einläuten“, schreibt er Kissel.

Die Beschlussvorlage, die heute dem Stadtrat vorliegt, geht auf Einwände und Stellungnahmen ein, die zum geplanten Baugebiet während der gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligungsfrist eingegangen sind - insgesamt 19. Es hatten sich städtische Abteilungen zu Wort gemeldet, die Telekom, EWR, Kabel Deutschland und die Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe. „Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit sind keine Stellungnahmen eingegangen“, so die Stadt.

Umfänglich wird dargelegt, welche Schallschutzmaßnahmen gegen den Bahnlärm ergriffen werden, wie Tiere geschützt oder Gehölze und Bäume geschont werden müssen - um den Bebauungsplan-Entwurf ändern und öffentlich auslegen zu können. Kosten, so wird betont, entstehen der Stadt nicht: „Das Plangebiet wird privat entwickelt.“

Quelle:Wormser Zeitung  30.06.2010