Wormser Zeitung 22.02.10

 

Neues Gutachten liegt vor

Von Susanne Müller

 

AM SEE Anwohner und Grüne wegen seltener Tierarten weiter gegen Bebauung

Das Gebiet "Am See" ist wieder Thema in städtischen Gremien. Der Bauausschuss hatte nun in nicht öffentlicher Sitzung erneut über die Pläne für ein Baugebiet dort beraten, die Vorlage dann aber nochmals in die Fraktionen zurückverwiesen. Noch immer gibt es also keinen Beschluss, keine Aufstellung eines Bebauungsplans - gegen den nun erneut die Bündnisgrünen Front machen.

"Auch der neue Bebauungsplanung der Wohnsiedlung ,Am See´ in Weinsheim ist eine nicht akzeptable Planung, denn die Eingriffe in Natur- und Artenschutz wären verheerend", erklärte Fraktionsvorsitzender Kurt Lauer. Dies weise ein "Sondergutachten der Universität Mainz" nach, das die Anwohner erstellt hätten.

Die vorliegende Überprüfung der faunistischen Begleitplanung (Vorkommen von Vögeln und Wirbeltieren) des Investors, die nur wenig vorkommende Arten beschreibe, werde von den Grünen als nicht realistisch eingeschätzt.

Das Gutachten der Anwohner weise aus, dass im gesamten Planungsgebiet insgesamt 45 Vogelarten lebten. Darunter 25 Brutvogelarten, wie etwa die als gefährdet eingestuften Brutvögel Pirol und Gelbspötter, neun Arten als Nahrungsgäste und Durchzügler, elf Arten, die auf der Vorwarnliste Deutschlands stehen und drei Arten, die als streng geschützt gelten. Weiterhin gebe es hier auch Fledermäuse und die streng geschützten Zauneidechsen.

"Wenn diese Planung umgesetzt würde", so Lauer, "würden mehrere Bäume gefällt, in denen geschützte Vogelarten brüten". Außerdem werde der Lebensraum der streng geschützten Zauneidechse als Versickerungsfläche für Oberflächenwasser genutzt und das als schützenswert eingestufte Wäldchen mit einer Straße durchschnitten. "Und das alles ohne Not", beschreibt Grünen-Stadtratsmitglied Michael Mahla den "Unsinn" der Planung. Denn seit Jahren gelte auch für Worms die Vorgabe der Innen- vor Außenentwicklung, um der Zersiedlung der Landschaft vorzubeugen und das Klima zu schützen.

Der Sprecher der Oberen Naturschutzbehörde in Neustadt, der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD), Dr. Johannes Kopf, bestätigte auf WZ-Nachfrage, dass der Behörde nur ein Gutachten aus dem Jahr 2008 zum betreffenden Gebiet vorliege. "Es ist das Gutachten, das uns zur ursprünglichen Entwurfsplanung eingereicht wurde". Es sei damals "plausibel" erschienen, unter "bestimmten Auflagen hätte damals gebaut werden dürfen". Wenn jedoch nun etwas neu vorgetragen worden sei, dann müsse das neu aufgearbeitet werden.

"Uns lag bislang aber hierzu nichts Abschließendes vor, deshalb haben wir auch noch keine Genehmigung erteilt", so Kopf.

(Quelle: Wormser Zeitung 22.02.2010)